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Am 08. Juni 2022 hat das EU Parlament den Ausstieg des Verbrenner-Motors bis 2035 beschlossen. Dies ist nur einer von vielen Punkten der kommenden Abstimmungen zum Gesetzespaket „Fit-for-55“.
Wenn die bisherigen Arbeitspapiere der EU Realität werden, wird Wirtschaften in wenigen Jahren anders als heute aussehen. Ich habe einige Vorträge zum Thema gehalten und möchte hier einzelne Punkte der geplanten Maßnahmen herausstellen.

1. Ziel: Klimaneutraler Kontinent bis 2050

Europa soll erster klimaneutraler Kontinent der Erde werden. Das heißt bis dahin muss die Netto-Treibhausgasemissionen auf 0 sinken. Dies soll u.a. dadurch geschehen, dass das Wirtschaftswachstum vom Ressourcenverbrauch entkoppelt wird. Es gilt weiterhin das Naturkapital zu bewahren und die Natur und damit auch uns Menschen vor umweltbedingten Risiken zu schützen.

2. Zehn Maßnahmenpakete verändern die Welt

Ohne große Öffentlichkeit haben die EU Mitarbeiter in den letzten zwei Jahren enorm viel geschaffen. Übergeordnet gibt es 10 Maßnahmenpakete mit bereits über 70 vorliegenden Gesetzesvorlagen und geplanten Regularien im dreistelligen Bereich. Ich nehme einzelne Pakete heraus, die für die Wirtschaft auch kurzfristig relevant sind:

  • Grundlage für die rechtliche Verbindlichkeit der Ziele und Maßnahmen ist das EU Klimagesetz, welches seit Juli 2021 in Kraft ist. Hierhin ist festgelegt, dass bis 2030 die Treibhausgasemissionen bereits um 55% gegenüber 1990 reduziert werden. Dies gibt den Rahmen für nationale Klimagesetze in der EU und bedeutet auch rechtlichen Druck auf Länder, Gemeinden und Unternehmen für die Umsetzung von Maßnahmen.
  • Gebäude und Renovierung: Zentrales Ziel ist es, die Sanierungsrate von Gebäuden von derzeit 0,4 % auf 1,2% zu verdreifachen. Dies bedeutet einen enormen Investitionsbedarf, der durch hunderte von Milliarden Euro gefördert werden soll. Gleichzeitig sieht der Plan vor, Hausbesitzer zur energetischen Sanierung zu verpflichten. Des Weiteren ist geplant den Emissionshandel ab 2025 auf gewerbliche Gebäude auszuweiten. Bei der Abstimmung am 08. Juni gab es allerdings keinen Kompromiss zur Ausweitung des CO2 Handels und damit ist die Einführung zunächst noch unsicher.
  • Kreislaufwirtschaft: Der 2020 veröffentlichte Aktionsplan ist Teil einer sogenannten Industriestrategie der EU. Es wird ein Recht auf Reparatur geben und die möglichst vollständige Abkehr von Einwegprodukten, Produkten mit begrenzter Verwendung und von Plastikverpackung. Auch die Wiederverwendung und das Recycling von Batterien ist Teil des Plans.
    Wirtschaften neu in Kreisläufen und Systemen zu denken, hat enormes Geschäftspotenzial für die Zukunft.
    Beispiele:
    Concular hilft in der Bauindustrie nachhaltiger zu wirtschaften und in diesem Fall Abbruch-Gebäude noch möglichst umfassend wiederzuverwerten. Phillips verkauft z.B. inzwischen Licht als Dienstleistung oder Caterpillar verkauft teilweise mit Pfand. Der niederländische Teppichhersteller Desso hat die verwendeten Materialien kreislauffähig gemacht und setzt auch auf ein 5- bis 7-jähriges Mietmodell für ihre Teppiche.
  • Das Ziel der sauberen und sicheren Energie ist aktueller denn je. Der Fokus der EU liegt u.a. auf den Ausbau erneuerbarer Energien. Zum Beispiel sollen Wasserstoff und Off-Shore-Windenergie innerhalb von 10 Jahren auf ein Fünffaches ausgebaut werden.
    Im Mai 2022 wurden aufgrund des Ukraine Krieges Maßnahmen zusätzlich und beschleunigt beschlossen:

    • Verdopplung der fotovoltaischen Leistung bis 2025 und zur Installation von 600 GW bis 2030.
    • schrittweise Einführung einer rechtlichen Verpflichtung zur Installation von Solarpaneelen auf neuen öffentlichen und gewerblichen Gebäuden sowie auf neuen Wohngebäuden.
    • Verdopplung des Tempos bei der Einführung von Wärmepumpen und Maßnahmen zur Integration geothermischer und solarthermischer Energie in modernisierte Fernwärmesysteme.
    • weiterführende Infos dazu finden Sie hier: https://ec.europa.eu/commission/presscorner/detail/de/ip_22_3131
  • Schadstofffreie Welt und Schutz der Ökosysteme und Biodiversität: Luft, Böden und Wasser noch besser zu schützen und im Ziel eine „schadstofffreie Umwelt“ zu erreichen, ist ambitioniert. Verbote von giftigen Stoffen und die Minimierung bedenklicher Stoffe wird kommen. Produzenten müssen in Zukunft Informationen ihrer nachhaltigen Produktpolitik zur Verfügung stellen.
  • In der Landwirtschaftsstrategie „Vom Hof auf den Tisch wird die Biolandwirtschaft weiter gestärkt und in konventionellen Betrieben müssen beispielsweise bis 2030 Pestizide um 50% gesenkt werden.
  • Desweiteren soll ein faires, gesundes und umweltfreundliches Lebensmittelsystem mit verschiedenen Maßnahmen umgesetzt werden. Dazu gehören Vorgaben von Höchstgehalte für Nährstoffe, nachhaltige Verpackungen und dem Ausweis von ökologischen Produktfußabdrücken.
  • Finanziert werden die Maßnahmen durch ein geplantes Investitionsbudget von 1000 Milliarden Euro. Außerdem sind bereits die 750 Milliarden Euro Corona-Hilfen teilweise an Nachhaltigkeitskriterien geknüpft. Generell ist es das Ziel der EU „niemanden im Stich zu lassen“.

3. Nutzung der Finanzinstitute für Umsteuerung der Wirtschaft

Mit dem Maßnahmenpaket „Sustainable Finance“ nutzt die EU die gezielte Umlenkung der Geld- und Investitionsströme in nachhaltiges Wirtschaften. Die Schaffung eines einheitlichen europaweiten Klassifikationssystem, der sogenannten Taxonomie, bewegt die gesamte Finanzindustrie. Bereits jetzt wird von Bankmanager*innen vorausgesagt, dass in wenigen Jahren Unternehmen mit fehlender Nachhaltigkeitsstrategie höhere Finanzierungskosten haben werden. Weitere Ausführungen zum Paket Finanzen werde ich in einem gesonderten Beitrag veröffentlichen.

4. Der EU GREEN DEAL als Wachstumsstrategie für Europa

Die schon jetzt in Aussicht gestellten Investments und die Umlenkung der Finanzströme werden in Europa viele Chancen für neue Geschäftsmodelle und Innovationen schaffen. Alle Unternehmen werden perspektivisch betroffen sein und sollten proaktiv handeln. Ich empfehle aktuelle Geschäftsfelder zu überprüfen und ggf. eine Neubewertung bisheriger Aktivitäten vorzunehmen. Eine integrierte Nachhaltigkeitsstrategie wird in Zukunft für alle Unternehmen Standard sein. Noch gibt es enorme Potenziale als Vorreiter zu den Gewinnern auch im ökonomischen Sinne zu gehören.

5. new Consulting unterstützt lösungsorientiert auf dem Weg

Ich werde helfen Transparenz in den Nachhaltigkeitsdschungel zu bringen und die kommenden Veränderungen durch die nationalen und internationalen Regularien, neben den gesellschaftlichen Veränderungen mit den Unternehmenslenker*innen einzuordnen. Im Zielbild hat jedes Unternehmen eine individuelle Nachhaltigkeitsstrategie, die den Rahmen für einen zielorientierten Maßnahmenplan gibt. Diese notwendige Transformation ist ein Weg, der sich lohnt und bei dem es leicht sein wird, die Menschen mitzunehmen und zu mobilisieren.

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